Geschichtlicher Überblick Reichwalde
Pastor Carl Gottlob Schirach (1764-1836), dessen Grab sich auf dem alten Friedhof an der Kirche noch befindet, schrieb in einer Chronik: „Von dem Anfang der hiesigen Kirchengemeinde wissen wir nichts. Auch haben wir keine Nachricht, wann das erste Gotteshaus ist erbaut worden. Bloß soviel wissen wir aus alten Urkunden, dass gleich mit Anfang der Reformation ein der Reformation zugetaner Pastor eingesetzt worden ist.“
Als erster evangelischer Pfarrer ist für das Jahr 1527 Johann Axt bezeugt. Zur wichtigen Forderung der Reformation gehörte es, dass das Evangelium so verkündigt wird, dass es die Menschen verstehen. So predigten die evangelischen Pastoren selbstverständlich auf Wendisch, da dies die Sprache war, die in Reichwalde lange Zeit mehrheitlich gesprochen wurde. Noch bis 1933 gab es sowohl einen Kirchenvorstand für die wendische als auch für die deutsche Gemeinde. Zwei Gottesdienste waren daher bis zum Verbot der wendischen Sprache durch die Nationalsozialisten selbstverständlich.
Dort, wo jetzt die Denkmäler für die Gefallenen der Weltkriege stehen, hat vermutlich die erste (?) kleine Holzkirche Reichwaldes gestanden. Als sie zu klein und baufällig geworden war, wurde am 27. Februar 1747 der Grundstein für eine Dachreiterkirche am heutigen Ort gelegt. 1749 war dann Kirchweihe. Am 19.April 1945 brannte diese Kirche durch Kriegseinwirkung bis auf die Grundmauern ab. Pastor Julius Wanke war 75jährig auf der Flucht ums Leben gekommen. Pfarrer Kress, nach dem Krieg als Flüchtling hierher gekommen, schreibt: „Die Gottesdienste wurden im Saal der Friedenseiche gehalten. Ich fand eine Gemeinde vor, die mit Begeisterung an den Wiederaufbau der Kirche ging. Schon war das Holz geschlagen und aus dem Wald geholt, alles unter der Leitung von Ernst Ganer. Die Gottesdienste wurden von der Gemeinde fleißig besucht.“
In vereinfachter Form wurde die Kirche unter großen Schwierigkeiten 1946/ 47 in ihrem jetzigen Aussehen errichtet. Am 17.11.1949 war Kirchweih, gepredigt wurde über Jeremia 17, 7 „Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den HERRN verlässt und dessen Zuversicht der HERR ist.“
Von 1950 bis 1961 sind Walter Klose, von 1961 bis 1997 Richard Stramke Pastoren in Reichwalde. In diese Zeit fallen die Kollektivierung der Landwirtschaft, die Abbaggerung der Außendörfer, der Bau des Gemeindehauses, die Streitigkeiten mit dem DDR- System, der Mauerfall und vieles andere, was das Leben von Reichwalde immer wieder änderte. Seit 1997 wird die Kirchengemeinde Reichwalde von Kreba pfarramtlich mitversorgt.