Geschichte der Kirche Nochten
Die Geschichte eines Dorfes ist immer auf das Engste mit seiner Kirche verbunden. Das kleine Heidedörfchen Nochten macht hierin keine Ausnahme. Die erste Kirche dürfte eine Holzkirche gewesen sein, ähnlich der, die heute noch in Sprey bewundert werden kann.
Nach verheerenden Zerstörungen in Tzschelln während des 30jährigen Krieges wurde dem Pfarrer eine Wohnung und ein „Heideplan“ zugewiesen. Die Nochtener Kirche wurde somit zur Hauptkirche. Im Wechsel mit deutschen, wurden bis 1936 regelmäßig auch sorbische Gottesdienste gefeiert.
1495 wird Nochten als „filia“ (Tochterkirche) von Gablenz erwähnt.
1540 Infolge der eingeführten Reformation treten auch die Gemeinden der Muskauer Standesherrschaft zum lutherischen Bekenntnis über.
1588 Nochten und Boxberg werden eingepfarrt und gehören zum Hauptpfarrort Tzschelln.
Der erste Pfarrer dieser neugegründeten Parochie, war Simon Zabran.
1695 Anstelle der baufällig gewordenen alten Kirche wird ein neues Gotteshaus errichtet, welches in seinen Grundmaßen mit der heutigen Kirche übereinstimmt.
1699 Ein Lazarus-Stock (Opferstock) wird am Kirchenzaun aufgestellt – „Vorläufer späterer Kranken- und Sozialkassen“.
1701 Der Altar, von H. Dreyßgmarcken (ein Bildhauer aus Muskau) gefertigt, wird in der Kirche aufgestellt.
1753 Die Kirche bekommt vom Grafen von Gersdorf eine kleine Glocke. In dieser Zeit erfolgen weitere Schenkungen von Leuchtern, Kelchen, Tischtüchern, Klingelbeutel, einer Kanne und einem Kruzifix. In den folgenden Jahren wird auch das Gestühl eingesetzt, welches aus der Werkstatt eines Muskauer Schreinermeisters stammt.
1740 Die „hölzerne Kirche“ fällt einem verheerenden Brand zum Opfer, der fast das ganze Dorf in Schutt und Asche legt.
1741/42 Das Pfarr-und Schulgebäude wird bereits wieder aufgebaut.
1748/49 Durch die Hilfe des Patrons Johann Alexander Graf von Callenberg konnte die Kirche im Stil des Landbarock neu errichtet werden.
1759 Der Einbau der Emporen, des Gestühls und des Kanzelaltars erfolgen in diesem Jahr.
Die Spiegel der Emporen tragen sorbische Inschriften aus dem neuen Testament.
1848 Die Gemeinde feiert das 100 jährige Jubiläum der Grundsteinlegung der Nochtener Kirche.
1882 Der Blitz schlägt in die Kirche ein. Es kommt nicht zu einem Brand, aber ein Teil des Turm-und Kirchendaches wird dabei zerstört sowie große Stücke an der Decke und viele Kirchenfenster. Im Sommer wird die Kirche renoviert und im Innenraum ausgemalt. Da schlägt der Blitz im August erneut ein und abermals zerstörte er Turm und Dach, reißt Löcher in die Decke und beschädigt die neue Vergoldung an Kanzel und Altar.
1887 Die Gemeinde erhält einen in Sandstein ausgeführten Taufstein.
1899 Drei Bronzeglocken werden in den Dienst genommen, die Glockenweihe wird feierlich begangen. Leider werden zwei von ihnen im 1. Weltkrieg eingezogen. Lediglich die mittlere Glocke verbleibt in der Kirche.
1925 Der Patron Adolf Graf von Arnim schenkt der Gemeinde zwei neue Glocken, somit hat die Kirche wieder ein Geläut aus drei Bronzeglocken. Wegen der starken Baufälligkeit des Dachreiters können diese jedoch nicht in Betrieb genommen werden.
1926 In den ersten Septembertagen wird der Grundstein für den Bau eines massiven Turmes gelegt.
1934 Eine erneute Renovierung des Kircheninneren erfolgt. Zum Erntedankfest findet eine Wiedereinweihungsfeier statt.
1948 Die evangelische Kirchengemeinde feiert das 200 jährige Jubiläum der Grundsteinlegung, zu dem Bischof Hornig aus Görlitz die Festpredigt hält.
1989 Zum ersten Mal in der Geschichte der Gemeinde Nochtens tritt eine Frau den Dienst als Pastorin an. Christa Schröder kommt in der Zeit des großen Umbruchs, viele Dinge die in den Jahren zuvor undenkbar waren, können nun in Angriff genommen werden. Auf der Basis von Eigenleistungen und finanzieller Förderung gelingt es, die Kirche zu Nochten grundlegend zu sanieren.
1995 Im Juli feiert die Gemeinde unter Anwesenheit von Bischof Klaus Wollenweber und vielen Gästen ein großes Gemeindefest zur Fertigstellung der Außensanierung.
Hinweis auf die Figur Maria-Magdalena und die Büstenköpfe an der Wand von der gesprengten Kirche Tzschelln. Die Tzschellner Glocken hänge heute am ev. Gemeindehaus in Boxberg.
Zur Kirchengemeinde Nochten-Boxberg gehören die Dörfer Sprey, Nochten und Boxberg. Alle drei sind Ortsteile der Kommune Boxberg/ O.L.
Zuletzt Rettung der alten Pfarrscheune und Mitgründung des Swjela-Scheunen-Vereins zur Unterhaltung der Pfarrscheune. Sie werden dort dann mehr darüber hören.
Das ehem. Pfarrhaus ist vermietet. Die Gemeinderäume und das Kirchenbüro sind in den letzten Jahren renoviert worden. Eine Teeküche wird noch eingerichtet für die kleinen Gemeindeveranstaltungen v.a. im Winter.
Aktuell stehen Strukturveränderungen in der Kirchengemeinde an, weil die Gemeindegliederzahl auf unter 250 gesunken ist. Die Kirchengemeinde wird in den nächsten zwei Jahren ihre Selbständigkeit verlieren. Dann wird sie vielleicht wieder eine Filialkirche wie schon vor dem 16. Jahrhundert werden.
Kirche, Pfarrhaus, Scheune und Friedhof sind zukunftsorientiert aufgestellt. Konzerte in der Kirche werden auch überregional gut angenommen.
Der Schwerpunkt der Arbeit der ev. Kirchengemeinde Nochten-Boxberg hat sich auf Boxberg verlagert. In Nochten gibt es außer Gottesdiensten, dem zweimal pro Woche besetzten Kirchenbüro nur noch einen monatlichen Seniorenkreis.
Die Kirche ist von März bis Oktober täglich von 9-18 Uhr zur Besichtigung und zum Gebet geöffnet.